Freitag, 6. November 2009

Die weiße Frau

Wo brüchig’ Steinfragmente das Mondlicht auf dem Berge fangen,
umrankt von Efeu zärtlich, von Dorngestrüpp mit Schmerz behangen,
erwart’ ich nächtens bange am Kreuzweg harrend dein Erscheinen:
Ich seh des Grabes Steine durch Bäume und möcht’ nur noch weinen.

Dann silberhell dein Umriss von Felsen ungehemmt entsteiget
dem nächtlich stummen Orte, wo atemlos das Leben schweiget,
wie leise Nebelschwaden so ziehst du deine klagend’ Runde,
verweilest nicht mehr länger in kalter Gruft im Waldesgrunde.

Ich seh dich an und denke entsetzensvoll an deine Tode,
an Wunden die geschlagen von bösen Schicksals kalter Mode,
erlitten einst und wieder in allen bleichen Vollmondnächten,
daß mahnend sterblich’ Seelen unsagbar tiefen Leids gedächten.

Was macht’ dich nur so klagen daß ruhlos du umher musst schweifen?
Ach, könnt’ ich dich erlösen, die Seele von dem Geiste streifen,
daß voller Trost sie fände des Lebens schwer verdientes Enden!
Doch regt sich tief Gewißheit, daß ich es nicht von dir kann wenden.

Wo brüchig’ Steinfragmente das Mondlicht auf dem Berge fangen,
umrankt von Efeu zärtlich, von Dorngestrüpp mit Schmerz behangen,
da wart ich nächstens wieder, dich heimatlos verdammt zu sehen:
Dein Los es hilft mir schaudernd den eignen schweren Weg zu gehen!



© Ellen
07/04/05

scheu

und wenn
ich auch dächte
daß es dich gibt
so wär nichtmal sicher
ob dieses deinen weg
sich mit dem meinen kreuzen ließe

und wenn
ich auch glaubte
daß du in der nähe bist
so wär nichtmal sicher
ob dieses deine blicke
sich mit den meinen kreuzen ließe

und wenn
ich auch fühlte
daß du schon bei mir bist
so wär nichtmal sicher
ob du mein herz
sich mit dem deinen kreuzen ließest

und wenn
ich nicht dächte
daß du zu gut für mich bist
so wüßte ich sicher
die richtigen worte
die sich mit den deinen kreuzen ließen

und dann
würd ich lieben
das denken, glauben und fühlen vergessen
und die vielen kreuze
sich selber tragen lassen






ellen
13.1.2004

kälte

wir pflanzen
kälte
in die herzen
unserer kinder

und dann
wundern wir uns
wenn eisblumen
daran wachsen?



ellen

................ewigkeit

_______-
_______-wo sammelt sich
_____________________-was war
_________-vergangenheit
_____________________-ist wie
_____________________-ein stiller see
____________-such ruhig
_____________________-hinabtauchen heißt
_____________________-in tiefstem grunde
______die alte erinnerung
_____________________-an letzte wahrheit
_____________________-rühren
_______________--die bis
______________---überall
_________________reicht
_____________________-die alles ist



____________________-ellen





ps: du kannst jede spalte für sich lesen oder alles zeilenweise hintereinander oder auch beide spalten hintereinander als ein gedicht. welche variante dir am besten gefällt oder dir am meisten geben wird bleibt deinem gefühl überlassen.

Dejà vu

Ein einsames Pfeifen auf dunkler
Straße.
Berührt nicht die Melodie
verborgene Sinne in mir?
Streift nicht der Schatten
da unter der Laterne
meine Erinnerung?

Ein Auto fährt vorüber.
Im Verklingen der Motorengeräusche
wandern meine Gedanken
hinweg.

Mein Geist ist leer
und leise presst unbestimmte
Sehnsucht meine Seele...



ellen
30-09-2003

das lied des lebens

was war es wird vergehen
was kommt wird offenbar
was ist wird nicht bestehen
so wie es immer war

der geist er muß sich trennen
von dem was er gewohnt
was kommt kann er nicht kennen
und doch wird er belohnt

so geht das rad des lebens
voran voran voran
und niemals bleibt es stehen
in der sekunde bann

du schlägst die augen nieder
und schon ist alles neu
der traum er kehrt nie wieder
bleibt nur dem gestern treu

so geht es immer weiter
gedanken werden alt
und wären sie auch heiter
nur taten geben halt

was war es wird vergehen
was kommt wird offenbar
was ist wird nicht bestehen
so bleibt es immerdar




ellen
19.7.1995

der spieler

spielen spielen
karten legen
wirds denn mal die richtge geben?

hoffen fiebern
weiter bangen
nie zu einem ziel gelangen.

volltreffer!
schaler triumph
schnell werden blicke wieder stumpf.

wieder warten
neue karten
feuchte hände zittern scharten.

leben flieht
fiebriger glanz
in augen nährt den teufelstanz.

sturz hinab
der faden ab
der letzte zug führt dich ins grab.


alles alles
ist verspielt
wenn gottes würfel auf dich zielt!



ellen

mangel und mehr

_______-
___________-mangel
_________________-an leere
__________.an weite
_________________-ersticken
______für eingebung
_________________-kein platz
____________zu nah
_________________-für eigenheit
___aneinander reiben
_________________-bleibt
_________ohne ende
_________________-voller lust
____________sinnlos
_________________-zu verzweifeln



________________ellen




ps: du kannst jede spalte für sich lesen oder alles zeilenweise hintereinander oder auch beide spalten hintereinander als ein gedicht. welche variante dir am besten gefällt oder dir am meisten geben wird bleibt deinem gefühl überlassen.

warten auf antwort



lausig kalt ist es geworden
und durch die stubentür ziehts
dein leerer stuhl trägt keine jacke mehr
ob ihn auch dein tod so friert?



ellen