Freitag, 6. November 2009

Die weiße Frau

Wo brüchig’ Steinfragmente das Mondlicht auf dem Berge fangen,
umrankt von Efeu zärtlich, von Dorngestrüpp mit Schmerz behangen,
erwart’ ich nächtens bange am Kreuzweg harrend dein Erscheinen:
Ich seh des Grabes Steine durch Bäume und möcht’ nur noch weinen.

Dann silberhell dein Umriss von Felsen ungehemmt entsteiget
dem nächtlich stummen Orte, wo atemlos das Leben schweiget,
wie leise Nebelschwaden so ziehst du deine klagend’ Runde,
verweilest nicht mehr länger in kalter Gruft im Waldesgrunde.

Ich seh dich an und denke entsetzensvoll an deine Tode,
an Wunden die geschlagen von bösen Schicksals kalter Mode,
erlitten einst und wieder in allen bleichen Vollmondnächten,
daß mahnend sterblich’ Seelen unsagbar tiefen Leids gedächten.

Was macht’ dich nur so klagen daß ruhlos du umher musst schweifen?
Ach, könnt’ ich dich erlösen, die Seele von dem Geiste streifen,
daß voller Trost sie fände des Lebens schwer verdientes Enden!
Doch regt sich tief Gewißheit, daß ich es nicht von dir kann wenden.

Wo brüchig’ Steinfragmente das Mondlicht auf dem Berge fangen,
umrankt von Efeu zärtlich, von Dorngestrüpp mit Schmerz behangen,
da wart ich nächstens wieder, dich heimatlos verdammt zu sehen:
Dein Los es hilft mir schaudernd den eignen schweren Weg zu gehen!



© Ellen
07/04/05

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